Fledermäuse in Not

Foto: NABU/Manuela Menn Gerettete Fledermäuse

Am Nachmittag des 30. Dezember 2016 erhielt Manuela Menn aus Viersen einen Notruf von Michael Straube: Bei einer Baumfällung waren Fledermäuse in ihrer Winterruhe gestört und zum Teil erheblich verletzt worden. Ob sie bereit wäre, sich um die Fledermäuse zu kümmern, wurde Frau Menn gefragt. Sie zögerte nicht lange und sagte sofort ihre Hilfe zu.

Wenig später wurden ihr die Fledermäuse in einer Holzkiste gebracht. Sie waren in großer Panik! Vorsichtig nahmen Frau Menn und ihr Mann die Fledermäuse einzeln aus der Kiste und untersuchten sie. Am Ende zählten sie 31 Große Abendsegler. Drei von ihnen waren bereits tot, zwei davon durch die Motorsäge zerstückelt. Zwei anderen fehlten Gliedmaßen und die Körper der restlichen waren von Holzsplittern übersät, die sich in ihre Körper gegraben hatten. Da sie sich im Winterschlaf befanden, hatten sie weder auf die Geräusche der Motorsäge noch auf das Umfallen des Baumes reagiert, sondern blieben bewegungsunfähig in ihrer Höhle, bis die Arbeiter sie entdeckten.

Drei Tage lang kontrollierte Familie Menn zu viert immer wieder alle Fledermäuse auf Splitter und entfernte diese vorsichtig mit einer Pinzette. Dies war notwendig, da das Immunsystem der Tiere durch den Winterschlaf geschwächt war und die Splitterwunden sich daher leicht entzünden und zum Tod führen können. Bei Frau Dr. Keil in Hannover erkundigte sich Frau Menn zudem, welche zusätzliche Pflege und Medikamente die Fledermäuse benötigten. Die am schwersten verletzten Fledermäuse brachte Frau Menn zur weiteren Versorgung zu Frau Dr. Baronetzky-Mercier nach Mayen. Die restlichen Fledermäuse werden in den nächsten Wochen warm gehalten, weiterhin auf Splitter kontrolliert, mit Medikamenten versorgt und gefüttert. Aber selbst dies ist schwierig, da Fledermäuse normalerweise im Flug fressen. Sie müssen erst daran gewöhnt werden, ihr Futter und Wasser von einem Teller am Boden aufzunehmen. Durch den unterbrochenen Winterschlaf sind in der folgenden Zeit noch weitere Komplikationen zu erwarten, wie etwa die vorzeitige Geburt von Jungtieren, die eventuell per Kaiserschnitt auf die Welt geholt werden müssen.

Bis die Großen Abendsegler draußen wieder genug Insekten als Nahrung finden, wird sich Familie Menn um sie kümmern. Erst dann werden sie wieder ausgewildert.

Zur Information:
Bei Baumfällungen ist unbedingt darauf zu achten, ob der Stamm Höhlen aufweist. Ist dies der Fall, sollten sie auf eventuelle Bewohner kontrolliert werden, notfalls durch einen professionellen Baumsteiger. Keinesfalls sollten evtl. vorhandene Spalten aufgesägt werden, auch nicht, wenn der Baum bereits am Boden liegt!

Ist es doch zu einem Unfall gekommen, bieten neben dem örtlichen NABU-Verband die folgenden Stellen Auskunft und Hilfe:

Dr. Sandra Joppen-Hellwig
Pressesprecherin des NABU Krefeld/Viersen
0173 7471776
sandra_joppenhellwig(at)yahoo.de