Aktuelles aus der NABU-Gruppe Brüggen

Pestizidbelastung von Insekten in deutschen Naturschutzgebieten

Forschungsprojekt DINA mit neuesten Untersuchungsmethoden

Entomological Society Krefeld, (each © EVK, license creative commons 4.0)

Entomological Society Krefeld, (each © EVK, license creative commons 4.0)

Pestizide an Insekten in wertvollsten Naturschutzgebieten nachgewiesen

Weltweit erstmals wurden mit der Methode der Malaisefallen Pestizidbelastungen direkt an artenreichen Mischproben von Insekten inmitten von Schutzgebieten festgestellt. Die Wissenschaftler der Universität Landau unter Leitung von Dr. Carsten Brühl untersuchten den Alkohol in dem die Insekten vor Ort konserviert wurden auf eine Auswahl von 92 Pestizidwirkstoffen und konnten unter diesen insgesamt 47 verschiedene Pestizide nachweisen: Bei den 21 untersuchten Schutzgebieten aus verschiedensten Regionen Deutschlands wurden in den Insektenproben im Durchschnitt 16 Pestizide pro Gebiet und im Maximum sogar 27 verschiedene Pestizide in einem Naturschutzgebiet ermittelt.

Diese Untersuchungen erfolgten im Rahmen des vom BMBF geförderten, interdisziplinären Forschungsprojektes DINA - Diversity of Insects in Nature protected Areas.

Die verwendete, standardisierte Fangmethode für Insekten - sogenannte Malaisefallen - wurden bekannt durch Forschungsprojekte des Entomologischen Vereins Krefeld, die den gravierenden Rückgang von Insektenbiomassen und Artenvielfalt während der letzten Jahrzehnte auch in Schutzgebieten belegt haben. Hierbei werden Insekten die sich am Standort der Falle bewegen, in einer zeltartigen Konstruktion erfasst und direkt vor Ort in Alkohol konserviert. Dieser Alkohol in der Fangflasche ist gleichzeitig ein Lösungsmittel für viele Chemikalien, die sich außen oder innen an den Insektenkörpern befinden.

Besonders betont werden muß, das es sich bei den untersuchten Naturschutzgebieten gleichzeitig um sogenannte FFH-Gebiete handelt, die Bestandteile des europäischen Schutzgebietssystems Natura2000 mit dementsprechenden Schutzzielen sind. Die Biotope selbst, in denen diese pestizidbelasteten Insekten gefangen wurden sind höchst wertvolle Lebensräume, die gemäß dieser Richtlinie der Europäischen Gemeinschaft streng geschützt sind. Vom orchideenreichen Kalkmagerrasen bis hin zu seltenen Silikatmagerrasen reicht hier die Palette der nach EU-Recht geschützten Biotope, deren charakteristische Insektenarten Pestizide „mit sich tragen“.