In der 7. Klasse der Freien Waldorfschule Krefeld ist es üblich ein erstes Praktikum zu starten. Statt eines in früheren Jahren ausgewählten Forstpraktikums sollte es in diesem Jahr ein Naturschutzpraktikum sein.
Das Interesse am Thema Natur- und Umweltschutz ist bei den Jugendlichen ohnehin vorhanden.
Die nächste Generation ist in besonderem Maße vom Klimawandel und seinen Folgen betroffen.
Sie hat aber ebenso die Möglichkeit Dinge zu ändern.
Was kann man tun? Wie kann man sich persönlich einbringen?
Über die Theorie hinaus arbeiten die Aktiven des NABU im praktischen Einsatz in und an der Natur.
Im Rahmen des Praktikums möchten wir den Jugendlichen Einblick in diese Arbeit geben. Um die 2-wöchige Phase des Praktikums zu gestalten wurde gemeinsam mit dem Lehrer Herrn Jürgen Vergien eine Planungsgruppe gebildet.
Zeitablauf, Inhalte und benötigte Ausrüstung wurden akribisch geplant und am 14. März 2022 ging es los.
Alle Aktivitäten wurden von Eltern begleitet.
Nach der Einführungsveranstaltung ging es raus in die Natur. Das Umweltzentrum Krefeld liegt am Talring auf dem ehemaligen Gelände der Firma Carstanjen & Cie. Hier wurden von 1902 bis in die Mitte der 80er-Jahre Betonprodukte hergestellt. Der zur Betonproduktion erforderliche Kies wurde vor Ort abgebaut und direkt verarbeitet. Dies hatte für die Natur nachhaltige Folgen.
Nach über 35 Jahren hat sich die Natur erholt und die ehemalige Produktionsstätte teilweise zurückerobert.
NABU-Experte Theo Malschützki erläuterte in einem fast 2-stündigen Rundgang über das Gelände ausführlich die geologische Entwicklung des Hülser Bergs und die Entwicklung der Natur bis zu ihrem heutigen Stand.
Am Nachmittag begannen die ersten Pflegearbeiten an der "kiesigen Kuppe".
Diese am höchsten Punkt des Hülser Bergs gelegene Fläche war bis vor ca. 30 Jahren mit Wald bedeckt der durch einen Sturm zerstört wurde.
Auf Anraten des NABU-Krefeld/Viersen e.V. Gründungsmitglieds Ernst Schraetz wurde die Fläche nicht wieder aufgeforstet, sondern die Natur erhielt die Möglichkeit eine ursprünglich dort vorhandene Heidelandschaft wieder zu entwickeln. Nach Entfernung der obersten Erdschicht hatten die Heidepflanzen die Chance sich aus vorhandenen Samen/Keimen selbst wieder zu bilden. Somit wurde nachgewiesen, dass die Heidelandschaft vor der Waldlandschaft bestand.
Um diesen Bereich als Heidelandschaft zu erhalten sind regelmäßige Arbeiten erforderlich. Wilde Brombeeren und Gras müssen entfernt werden weil sie sonst die Heide überwuchern würden. Übermäßiges Humusmaterial ist ebenfalls störend weil Heidepflanzen einer mageren Boden bevorzugen.
Dies war die Aufgabe für die heutigen Pflegearbeiten. Mit entsprechenden Werkzeugen und Schutzhandschuhen ausgerüstet waren die Jugendlichen mit großer Energie am Werk.
Insekten, Amphibien, Reptilien, Spinnen, aber auch Vögel, Fledermäuse, Igel, Haselmäuse und andere Tiere profitieren vom Totholz. Dabei gilt: Je dicker das Totholz, umso besser ist es als Lebensraum geeignet und umso mehr Nahrung ist zu finden. Vor allem Totholz, das von der Sonne beschienen wird, und stehendes Totholz sind artenreich. Hier tummeln sich im Sommer zahlreiche Insekten wie die Blaue Holzbiene, aber auch Eidechsen und andere wärmeliebende Arten.
Im Winter bieten sie einen Rückzugsort z.B. auch für Igel.
Totholz ist in der Regel vorhanden, z.B. aus Rückschnitt von Baumpflegearbeiten.
Sturmschäden oder ähnliche Ereignisse sorgen regelmäßig auch für Totholz mit größerem Durchmesser.
Das Holz muss nun nur aufgeschichtet werden, vorher muss ein geeigneter Ort gefunden werden.
Weitere Informationen zu Totholzhecken lesen sie in einem Artikel bei nabu.de
Heute pflanzen wir 20 Hainbuchen.
Entlang einer Fläche am Flünnertzdyk gibt es bereits einen Baumbestand auch mit jungen Bäumen.
Die bereits angelieferten jungen Bäume sind gut 1-1,5m hoch und werden in einem Erdloch eingesetzt das nicht größer ist als 1-2 Spatenbreite.
So ist die Arbeit schnell erledigt, jeder Schüler pflanzt einen Baum.
Auf einer Fläche am Rohrammerdyk wollen wir heute einen Blühwiesenstreifen anlegen.
Dies soll Nahrung für Insekten bieten während der Blühphase, aber auch in abgestorbenem Zustand bieten die Pflanzen Schutz und Überwinterungsmöglichkeiten für Insekten und deren Brut.
Gleichzeitig wollen wir experimentieren. 2 Teilflächen werden auf unterschiedliche Art vorbereitet und wir wollen sehen wie sich das auf den Pflanzenwuchs und die Vegetation auswirkt.
Die Fläche die wir heute einsähen wollen wurde bereits mit einer Maschine vorbereitet. Heute soll der Boden aufgeharkt werden, dann wird eingesäht.
Zum Abschluss wird mit Holzbrettern der Boden leicht verdichtet und eingeebnet.
Nun wäre Regen gut ...
... begann mit einer naturkundlichen Wanderung im Latumer Bruch.
Während der Wanderung sollte Müll gesammelt werden der in der Landschaft rumliegt.
Ausgerüstet mit Mülltüten und einem feinen Gehör für Vogelgezwitzer ging es los.
Dieter Kirsch, Ornithologe und Naturfilmer und H.G. Emmerich (beide NABU-Gruppe Krefeld) führten die Gruppe durch das Naturschutzgebiet, vorbei am Golfplatz bis in das Zentrum von Krefeld-Linn.
Die nächste Aufgabe bestand aus der Montage von Nistkästen aus Holz.
Im Umweltzentrum Krefeld stellten die Kollegen des NABU Materialen, Anleitung und Werkzeug bereit und standen den Jugendlichen mit Rat und Tat zur Seite.
In die vorgefertigten Holzelemente müssen Löcher gebohrt werden damit beim zusammenschrauben das Holz nicht ausreißt.
Präzision ist hier gefragt damit die Teile später perfekt zusammenpassen.
Um das Holz witterungsbeständiger zu machen verzichten wir auf chemische Holzschutzmittel und flämmen statt dessen die Holzoberfläche mit einem Gasbrenner.
Als letzte Aufgabe des Umweltpraktikums soll ein Zaun aus Weidenzweigen entstehen.
In der Nähe des Heilmannshofs wurden Kopfweidenzweige durch den KBK bereitgestellt.
Die Zweige werden zu einem Zaun zusammengefügt.